Offener Brief zu den Corona-Maßnahmen

Verfasst am 27.03.2021 und per Mail an die Thüringer Staatsregierung sowie den Bürgermeister der Gemeinde Breitungen und die IHK Suhl geschickt

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrte Ministerinnen und Minister,

sehr geehrter Herr Bürgermeister der Gemeinde Breitungen,

sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Frank Bachmann. Ich betreibe seit 1994 ein Bekleidungs- und Schuhgeschäft in Breitungen/Werra. Von 1991 bis 2004 war ich parteiloser Abgeordneter der Gemeindevertretung Breitungen und habe der CDU-Fraktion angehört. In den 2000-er Jahren war ich eine Legislaturperiode Mitglied der Vollversammlung der IHK Suhl. Jetzt bin ich 62 Jahre und stehe durch die Corona-Maßnahmen der Regierung vor meinem geschäftlichen Ende.

Mit großer Enttäuschung und Unverständnis habe ich die aktuellen Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern zur Kenntnis genommen. Dies bedeutet für unser Geschäft faktisch eine Verlängerung des Lockdowns auf unbestimmte Zeit. Unser Landkreis Schmalkalden-Meiningen hat derzeit eine Inzidenz von 317,8 (Stand 27.03.2021). Wann werden wir eine 100-er oder gar eine 50-er Inzidenz erreichen um wieder öffnen zu können? Gleichzeitig werden in den Supermärkten Massen an Nonfood-Artikeln verkauft, auch Schuhe und Bekleidung. Jede Woche gibt es dazu einen neuen Werbeprospekt. Dort ist das Virus wohl nicht so ansteckend, obwohl sich dort die Kunden drängen wie vor Corona.

Wir haben fast unsere ganze Frühjahr/Sommer-Ware zwischenzeitlich erhalten. Diese Ware haben wir letztes Jahr im September und Oktober geordert. Die Geschäfte sollten ja nicht noch einmal geschlossen werden, so die Aussage von Herrn Spahn. Jetzt sitzen wir auf Ware und Rechnungen und dürfen keine Kunden für den Schuh- und Bekleidungsverkauf in den Laden lassen.

Gleichzeitig sind wir Paketshop für DPD, GLS und UPS. Weiterhin sind wir auch Annahmestelle für Wäscherei und Reinigung. Für diese Dienstleistungen dürfen die Kunden in den Laden kommen. Die Bekleidung und die Schuhe, an denen die Kunden vorbei gehen, dürfen wir nur mit Click & Collect anbieten. Wie sollen wir das den Kunden erklären? Auf der einen Seite brauchen wir jeden Euro Einnahme, um überhaupt noch zu überleben und gleichzeitig schicken wir die Kunden, die zum Pakete bringen und abholen kommen und sich auch bei der Bekleidung umschauen möchten, wieder aus dem Laden. Das ist nicht mehr zu verstehen und auch nicht mehr hinzunehmen. Für das Annehmen und Ausgeben von Paketen sind unsere Hygienemaßnahmen ausreichend, für das Verkaufen von Schuhen und Bekleidung aber nicht.

Seit Mitte Dezember ist unser Bekleidungs- und Schuhbereich geschlossen. Die Kunden stehen vor der neuen Frühjahr/Sommer-Ware, aber wir dürfen sie den Kunden nicht im Laden verkaufen. Wer soll das noch verstehen? Gleichzeitig verkaufen aber die 3 Supermärkte in unserem Ort Bekleidung und Schuhe.

Die 6 kleinsten Geschäfte in unserem Ort mit Elektrobedarf, Raumausstattung, Geschenkartikeln, Bekleidung und Schuhen sowie das Reisebüro haben jeweils täglich vielleicht 5 bis 15 Kunden und müssen weiterhin geschlossen bleiben. Die beiden großen, ca. 200 Meter entfernten Supermärkte sind voller Kunden (schätzungsweise ca. 500 oder mehr pro Tag). Dazu kommt der ebenso große Supermarkt in Herrenbreitungen. Diese dürfen während der gesamten Corona-Zeit geöffnet bleiben. Wo ist dann das Risiko einer Ansteckung größer? Ich bin überzeugt, dass auch wir kleinen Geschäfte alle Hygienemaßnahmen mit wenig Kundschaft und viel Platz besser oder mindestens genauso gut einhalten können wie die Supermärkte. Wir fordern deshalb, dass auch die kleinen Geschäfte mit Hygienemaßnahmen wieder öffnen dürfen, da von ihnen sehr viel weniger Ansteckungsgefahr ausgeht als von den großen Supermärkten.

Mit ihrer nicht mehr vermittelbaren Politik opfert die Regierung den innerörtlichen kleinen Handel, die Gastronomie und alle anderen Branchen, die bis jetzt nicht wieder öffnen durften. Auch alle, die in Kurzarbeit sind, sind betroffen. Keiner weiß, ob er seinen Job wieder normal wird ausführen können. Es muss dringend ein Kurswechsel her. Es müssen Wege gefunden werden, um MIT Corona zu leben. Das ist die Aufgabe der Regierung. Wir können nicht von einem Lockdown in den nächsten rutschen und glauben, dass der dritte Lockdown ein anders Ergebnis bringen wird als die beiden vorher. Das ist keine Lösung und das wird unser Land nicht verkraften. Wir haben nicht das Recht, unseren Kindern einen gigantischen Schuldenberg zu hinterlassen. Ich kann den Sinn hinter dieser Politik nicht mehr verstehen. Und ich kann sie den Kunden, die sich nach unserer Situation erkundigen, auch nicht mehr erklären. Das Unverständnis für die Maßnahmen der Regierung und die Politikverdrossenheit nimmt stark zu. Das sehen und hören wir jeden Tag in unserem Geschäft.

Wir möchten nicht von Hilfsmaßnahmen der Regierung abhängig sein um zu überleben. Wir haben bisher unser Einkommen selbständig verdient und das möchten wir auch weiter tun!

Anbei sehen Sie noch ein paar Bilder von unseren Schaufenstern mit unseren Fragen….

Über eine uns weiterhelfende Antwort von Ihnen würde ich mich sehr freuen.

Freundliche Grüße

Frank Bachmann

Modezentrum Bachmann

Petersberger Straße 4

98597 Breitungen

Ein Gedanke zu „Offener Brief zu den Corona-Maßnahmen“

  1. Lieber Herr Bachmann,

    danke für Ihre Zivilcourage und die klaren eindringlichen Worte zu den Ungereimtheiten und Zumutungen der staatlichen Corona-Politik. Sie stehen mit Ihrer Kritik nicht allein.
    Ich wünsche Ihnen alle Kraft und Energie für die Weiterführung Ihres Geschäftes trotz aller Widerstände – jetzt und in Zukunft.
    In herzlicher Verbundenheit
    Dr. Eva Schäfer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.